Alexander Kluge

Foto: Jakob Krebs

Alexander Ernst Kluge (* 14. Februar 1932 in Halberstadt) ist ein Filmemacher, Fernsehproduzent, Schriftsteller und Drehbuchautor sowie ein promovierter deutscher Rechtsanwalt. Kluge wurde bekannt als einer der einflussreichsten Vertreter des Neuen Deutschen Films, den er in Theorie und Praxis mitbegründet und weiterentwickelt hat.

Alexander Kluge wurde als Sohn eines Arztes geboren. Er ist der ältere Bruder von Alexandra Kluge, die er später in mehreren seiner Filme als Schauspielerin einsetzte. Er besuchte zunächst das Halberstädter Domgymnasium. Anfang 1945 trennten sich seine Eltern. Am 8. April 1945 erlebte der Dreizehnjährige die Zerstörung seiner Heimatstadt Halberstadt. Er überlebte dabei nur knapp, als zehn Meter neben ihm eine Sprengbombe einschlug. Danach zog er mit seiner Mutter nach Berlin-Charlottenburg und machte dort sein Abitur am heutigen Erich-Hoepner-Gymnasium. Er studierte ab 1950 Rechtswissenschaften, Geschichte und Kirchenmusik in Freiburg im Breisgau, Marburg und Frankfurt am Main. 1956 wurde er mit einer Dissertation über „Die Universitäts-Selbstverwaltung. Ihre Geschichte und gegenwärtige Rechtsform“ zum Dr. jur. promoviert.

Nach dem Bestehen seines Assessorexamens 1958 ließ er sich in Berlin und später München als Rechtsanwalt nieder. Es dauerte jedoch nicht lange und er wandte sich dem Filmemachen und der literarischen Arbeit zu. Adorno vermittelte Kluge an Fritz Lang, der ihn von seinen literarischen Bestrebungen, von denen er nichts hielt, abbringen sollte.

1958 absolvierte Kluge ein Volontariat bei CCC-Film, während Fritz Lang den Film Das indische Grabmal drehte.

Bei den 8. Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen 1962 war Kluge einer der Initiatoren des Oberhausener Manifestes, einer politischen und ästhetischen Unabhängigkeitserklärung junger deutscher Filmemacher, die die Abkehr vom alten deutschen Film fordert. In den 1960ern wurde Kluge durch Filme wie Abschied von gestern (1966) ein wichtiger Repräsentant des Neuen Deutschen Films und des Autorenfilms.

Ab 1963 lehrte er als Professor an der Hochschule für Gestaltung Ulm und leitete mit Edgar Reitz die Abteilung für Filmgestaltung. Im selben Jahr gründete er auch seine eigene Produktionsfirma Kairos-Film. 1973 wurde er Honorarprofessor an der Universität Frankfurt am Main.

Am 26. April 2007 wurde Alexander Kluge von Bundespräsident Horst Köhler das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Kluge ist seit 1982 mit Dagmar Steurer verheiratet und hat eine Tochter (* 1983) und einen Sohn (* 1985).

In Zusammenarbeit mit dem Soziologen Oskar Negt verfasste er mehrere Schriften und Bücher, darunter Öffentlichkeit und Erfahrung (1972), Geschichte und Eigensinn (1981) und Maßverhältnisse des Politischen (1992). Diese Bücher wurden 2001 von den beiden Autoren zusammen unter dem Titel Der unterschätzte Mensch neu herausgegeben.

Kluge gilt als Autorität auf dem Gebiet der Filmtheorie und ist Verfasser diverser Standardwerke (Filmanalyse etc.). Seine theoretische Konzeption war prägend für den avantgardistisch-intellektuellen Neuen Deutschen Film der 1970er und 1980er Jahre.

Der Großteil seines schriftstellerischen Werkes ist literarischer Natur – zumeist Kurz- und Kürzestgeschichten. Die im Jahr 2000 erschienene Chronik der Gefühle mit den beiden Teilbänden Basisgeschichten und Lebensläufe ist eine Sammlung des bis dahin erschienenen literarischen Werks von Alexander Kluge. 2003 erschien mit Die Lücke, die der Teufel läßt eine Zusammenstellung 500 neuer Geschichten, die sich insbesondere mit den Ereignissen des 11. September 2001 beschäftigen. 2006 veröffentlichte Alexander Kluge 350 weitere Geschichten unter dem Titel Tür an Tür mit einem anderen Leben.

Mit der Gründung der dctp (Development Company for Television Program) 1987 gelang es ihm, eine Plattform für unabhängige Programme im deutschen Privatfernsehen zu schaffen. Die Gesellschafter von dctp sind Alexander Kluge (37,5 %), die japanische Werbeagentur Dentsu (37,5 %), der Spiegel-Verlag (12,5 %) und die Neue Zürcher Zeitung AG (12,5 %).

Seitdem ist Alexander Kluge verantwortlich für die unabhängigen TV-Kulturmagazine 10 vor 11 und Prime-Time/Spätausgabe in RTL Television, News & Stories in Sat.1 sowie Mitternachtsmagazin, dctp Reportage und teilweise dctp Nachtclub in VOX. Etwa monatlich wird außerdem Die Stunde der Filmemacher im Nachtprogramm von Sat.1 ausgestrahlt. „Sein Ziel“ sei es, so heißt es auf Kluges Homepage, „das Fernsehen offen zu halten für das, was außerhalb des Fernsehens stattfindet“.

Nicht alle finden jedoch, dass hier wirklich eine pluralistische Breite abgedeckt wird. So hat ihm das DCTP-Engagement bei RTL unter anderem den Vorwurf eingetragen, dass die DCTP ungerechtfertigterweise einen privilegierten Zugang bzw. eine Monopolstellung als sogenannter „Drittsendeanbieter“ bei RTL habe. Der frühere ARD-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert reichte im August 2008 in diesem Zusammenhang eine Klage gegen die zuständige Landesmedienanstalt in Niedersachsen vor dem Verwaltungsgericht Hannover ein. Beigeladen sind RTL und Alexander Kluge. Alle drei weisen die Vorwürfe zurück.

Für die DCTP-Kulturmagazine führte Alexander Kluge zwischen Juni 1988 und November 1995 zahlreiche Interviews und Diskussionen mit dem befreundeten ostdeutschen Dramatiker Heiner Müller, die seit 2007 auf einer gemeinsamen Internetseite der Cornell Universität und der Universität Bremen öffentlich zugänglich sind.

Anlässlich des 75. Geburtstages von Alexander Kluge erschien 2007 eine 16 DVDs umfassende Werkschau aller 57 Kinofilme (Kurz- und Spielfilme, ergänzt durch ausgewählte Fernseharbeiten und Texte); diese gaben das Goethe-Institut, das Filmmuseum München und die Kulturstiftung des Bundes gemeinsam heraus.

Quelle: Wikipedia

Alexander Kluge auf filmportal.de

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