Wolfgang Kohlhaase (* 13. März 1931 in Berlin, † 5. Oktober 2022 ebenda) war ein deutscher Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller. Er galt als „einer der wichtigsten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte“.
Wolfgang Kohlhaase war ein Sohn des Maschinenschlossers Karl Kohlhaase und seiner Frau Charlotte, geb. Lentzkow. Er wuchs in Berlin-Adlershof auf und besuchte die Volks- und Mittelschule. Schon während der Schulzeit begann er zu schreiben und wurde 1947 Volontär und Redakteur bei der Jugendzeitschrift Start, dann Mitarbeiter der FDJ-Zeitung Junge Welt. Von 1950 bis 1952 arbeitete er als Dramaturgie-Assistent bei der DEFA in Potsdam-Babelsberg. Ab 1952 war Kohlhaase freischaffender Drehbuchautor und Schriftsteller.
Seine ersten Filme orientierten sich am Stil des italienischen Neorealismus, die er vor allem mit seinem Freund Gerhard Klein umsetzte. Dem Sozialdrama Berlin – Ecke Schönhauser (1956/57) mit Ekkehard Schall als einem rebellischen und Orientierung suchenden Hauptdarsteller wurde von offizieller Seite daraufhin eine „zu große Konzession“ an den Neorealismus und eine zu negative Sichtweise vorgeworfen. 1965 wurde ihr Filmprojekt Berlin um die Ecke nach den Beschlüssen des XI. Plenums des ZK der SED vorzeitig beendet und verboten. In diesem Spielfilm war der Hauptspielort die Fabrik, wo Kohlhaases Vater als Reparaturschlosser gearbeitet hatte. Danach zog er sich vorläufig vom Drehbuchschreiben zurück und verlegte sich auf eine schriftstellerische Arbeit. Doch schon Mitte der 1960er Jahre arbeitete er wieder mit dem Regisseur Konrad Wolf zusammen. Aus ihrer gemeinsamen Arbeit gingen mehrere international prämierte Spielfilme hervor, darunter Ich war neunzehn (1968) und Solo Sunny (1980).
Nach der Wende blieb er im Filmgeschäft, unter anderem zeichnete er mit Volker Schlöndorff das heikle Kapitel des Exils von RAF-Mitgliedern in der DDR auf eine sensible Weise nach (Die Stille nach dem Schuss, 2000). In den 2000er Jahren arbeitete er zwei Mal mit dem Regisseur Andreas Dresen zusammen, an dem er besonders seine „freundliche“, „beinahe zärtliche“ Sicht- und Umgangsweise mit den Schauspielern und ihren dargestellten Figuren schätzte. Dresen wiederum bestätigte, dass Kohlhaase und er dieselbe „Sicht auf Welt und Menschen“ teilten. Kohlhaases Kunst habe immer etwas mit Partnerschaft und Freundschaft zu tun gehabt.
Seine Filmstoffe handelten über Geschichten aus dem Alltag und waren an einer differenzierten, realistischen Darstellung der Protagonisten und ihrer jeweiligen Lebensumstände interessiert. Am Stil seiner Drehbuchdialoge wurde „ein knapper, lakonischer Ton“ geschätzt, ein „Dialogwitz“, der „lebensklug“ und „melancholisch, manchmal sogar bitter“ wirke. Anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenbärs für sein Lebenswerk auf der Berlinale 2010 lobte die Jury Kohlhaases „Gespür für Authentizität in seinen Figuren wie in seinen Geschichten, seine lakonische, sehr ökonomische Sprache und seine feine Ironie.“
An verschiedenen Hochschulen gab er Kurse über das Schreiben von Drehbüchern.
1972 wurde Kohlhaase Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1991 folgte die Aufnahme in die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg.
Er lebte in Berlin und Reichenwalde und War mit der Tänzerin und Choreografin Emöke Pöstenyi verheiratet.
Quelle: Wikipedia
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