Werner Richard Heymann (* 14.Februar 1896 in Königsberg; † 30. Mai 1961 in München), kam 1912 nach Berlin und komponierte zunächst ernste Musik. 1918 wurde seine „Rhapsodische Sinfonie“ von den Wiener Philharmonikern unter Felix Weingartner uraufgeführt. Gemeinsam mit Friedrich Hollaender wurde er 1918/19 musikalischer Leiter von Reinhardts Kabarett „Schall und Rauch“, mit dem er das literarische Kabarettchanson begründet. 1921-23 war er der musikalische Leiter von Trude Hesterbergs Kabarett „Die Wilde Bühne“. Er vertont insbesondere Texte von Mehring („Die kleine Stadt“, „Die Kälte“, „An den Kanälen“), Klabund („Matrosenlied“, „In Algier sind die Mädchen schwarz“) und Tucholsky („Das Leibregiment“, „Die Dorfschöne“). Seine Interpreten waren vor allem Trude Hesterberg, Kate Kühl, Kurt Gerron und Annemarie Hase.
Heymann, der auch Bühnenmusiken, u. a. zur Uraufführung von Ernst Tollers „Die Wandlung“, komponierte, wandte sich 1923 erstmals dem Film zu. 1925 wird er Assistent des UFA-Generalmusikdirektors Ernö Rapée, 1926 dessen Nachfolger und schrieb u. a. die Musik zu den Stummfilmen „Faust“ von Murnau und „Spione“ von Fritz Lang. 1929 war er musikalischer Leiter des ersten UFA-Tonfilms „Melodie des Herzens“. In der Folge begründete er das Genre der Tonfilm-Operette und komponierte bis 1933 die Musik für 15 UFA-Filme mit zahlreichen Hits, deren Texte in der Regel von Robert Gilbert stammen: „Liebeswalzer“ („Du bist das süßeste Mädel der Welt“),
„Die Drei von der Tankstelle“ („Ein Freund, ein guter Freund“, „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“), „Bomben auf Monte Carlo“ („Das ist die Liebe der Matrosen“), „Der Kongress tanzt“ („Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“), „Der Sieger“ („Hoppla, jetzt komm ich“), „Ein blonder Traum“ („Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bißchen Glück“). Zu den Interpreten gehörten Lilian Harvey, Willy Fritsch, Oskar Karlweis, Heinz Rühmann, Hans Albers, Paul Hörbiger, die Comedian Harmonists u. a.
Am 28. März 1933 propagierte Joseph Goebbels in einer Rede im „Kaiserhof“ die Entfernung jüdischer Künstler aus dem deutschen Film. Einen Tag später beschloß der Vorstand der Ufa, allen jüdischen Angestellten zu kündigen. Allein Heymann sollte – offenkundig wegen seiner großen Erfolge – weiterbeschäftigt werden. Am 9. April 1933 aber emigrierte Heymann, der einer jüdischen Familie entstammte, aus Berlin, wo er in dem von Erich Mendelssohn 1921/22 errichteten Doppelhaus „Karolinger Platz 5a“ gewohnt hatte. Er ging nach Paris, schrieb dort Operetten (u. a. „Florestan I., Prinz von Monaco“), war 1934 vorübergehend in Hollywood, kehrte nach Paris zurück, machte in London mit Maurice Chevalier den Film „The Beloved Vagabond“ und emigrierte 1936 endgültig nach Hollywood. Dort entstand die Musik zu den Lubitsch-Filmen „Blaubarts achte Frau“ (gemeinsam mit Hollaender), „Ninotschka“ mit Greta Garbo, „Rendezvous nach Ladenschluss“, „That Uncertain Feeling“ und „To Be Or Not To Be“. Für die beiden letzten erhielt er ebenso wie für „One Billion Years BC“ (Regie: Hal Roach jr.) und „Knickerbocker Holiday“ (Regie: Harry Joe Brown) Academy Awards und damit Oscar-Nominierungen. In den USA vertonte er zwischen 1937 und 1950 insgesamt 44 Filme.
1951 kehrte Heymann nach Deutschland zurück. Er heiratetein vierter Ehe die Schauspielerin Elisabeth Millberg, 1952 wurde die Tochter Elisabeth-Charlotte Heymann geboren. Die Familie lebte in Salzburg und München. Neben Chansons, Filmmusik („Heidelberger Romanze“ mit Liselotte Pulver und O. W. Fischer, „Alraune“ mit Hildegard Knef und Neuverfilmungen von „Der Kongress tanzt“ und „Die Drei von der Tankstelle“) schrieb Heymann die Chansons für das Bühnenstück „Professor Unrat“ (nach Heinrich Mann) und das musikalische Lustspiel „Kiki vom Montmartre“. Am 30. 5. 1961 starb Werner Richard Heymann in München.
Quelle: Elisabeth Trautwein-Heymann