Ulrich Tukur (* 29. Juli 1957 in Viernheim als Ulrich Gerhard Scheurlen) ist ein deutscher Schauspieler und Musiker. Tukur verkörperte 2006 in dem Oscar-preisgekrönten Film Das Leben der Anderen die Rolle des Oberstleutnants der DDR-Staatssicherheit Anton Grubitz. Tukur gilt heute als einer der renommiertesten Filmschauspieler seiner Generation in Deutschland.
Ulrich Tukur, ein Nachfahre Gustav Schwabs, wuchs in Westfalen, Hessen und Niedersachsen auf. Seine Jugend verbrachte er in der Wedemark in der Nähe von Hannover. Dort machte er auch 1977 sein Abitur am Gymnasium Großburgwedel und während eines Schüleraustauschs mit dem American Field Service in Boston (USA) einen Highschoolabschluss. Nach dem Wehrdienst studierte er Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Tübingen und arbeitete unter anderem als Musiker. Dabei wurde er für die Bühne entdeckt und begann 1980 an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart eine Ausbildung in Schauspiel. Nach Beendigung des Schauspielstudiums 1983 wurde er von den Städtischen Bühnen Heidelberg engagiert.
Seinen Künstlernamen legte Tukur sich nach Aufforderung von Michael Verhoeven, dem Regisseur seines ersten Kinofilms, zu Beginn seiner Karriere zu. Er leitete ihn aus einem Vorkommnis während der Besatzungszeit des Rheinlands durch Napoleon zu Anfang des 19. Jahrhunderts ab, als ein französischer Offizier die Angabe des Namens eines neugeborenen Sohnes seiner Vorfahren „Napoleon, tout court“ (für ‚Napoleon, ganz kurz‘) als Napoleon Tukur eindeutschte.
Ulrich Tukur ist in seiner zweiten Ehe mit der Fotografin Katharina John verheiratet. Seit 1999 leben sie in Venedig auf der Insel Giudecca sowie im toskanischen Dorf Montepiano. Dort ist Tukur Besitzer eines kleinen Weingutes. Tukurs erster Ehe entstammen die Töchter Lilli und Marlene, die in den USA studieren.
Noch zu Studienzeiten ermöglichte ihm Michael Verhoeven erstmals in einem Film mitzuwirken: In Die weiße Rose spielte er den Studenten und Angehörigen des Widerstandskreises gegen die NS-Diktatur Willi Graf. Bei einem späteren Engagement in München in Ferdinand Bruckners Krankheit der Jugend wurde Peter Zadek auf ihn aufmerksam, woraus sich eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit ergab, die 1984 schließlich zu Tukurs Durchbruch am Theater führte.
Tukur spielte unter Zadek zunächst an der Freien Volksbühne Berlin als SS-Offizier Kittel in Joshua Sobols Stück Ghetto. Später wurde für beide das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg zu ihrer künstlerischen Heimat – für Zadek als Intendanten und für Tukur von 1985 bis 1995 als Ensemblemitglied in zahlreichen Haupt- und Nebenrollen.
Insbesondere konnte er unter Zadek in Shakespeares Wie es euch gefällt, als Marc Anton in Shakespeares Julius Cäsar, in Zadeks Inszenierung der Lulu von Frank Wedekind als Alwa Schön sowie als Hamlet in der Inszenierung von Michael Bogdanov überzeugen. 1986 wurde er von den deutschen Theaterkritikern zum Schauspieler des Jahres gekürt. Von 1995 bis 2003 leitete er zusammen mit Ulrich Waller als Intendant die Hamburger Kammerspiele, die er mit der Rolle des Beckmann in Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür eröffnete. Ulrich Tukur ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.
1995 gründete er die Tanzkapelle Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys, mit der er viele Tourneen gespielt und verschiedene Tonträger veröffentlicht hat. Sie firmiert unter der Bezeichnung Die älteste Boygroup der Welt und spielt Eigenkompositionen und Evergreens, mit Tukur als Sänger, Pianist und Akkordeon-Spieler. Die Rhythmus Boys sind Kalle Mews (Schlagzeug, Tierlaute), Ulrich Mayer (Gitarre, Gesang) und Günther Märtens (Kontrabass, Gitarre, Gesang).
Im August 2009 wurde bekannt, dass Tukur eine Rolle als Tatort-Ermittler Felix Murot für den Hessischen Rundfunk übernimmt. Am 28. November 2010, zum 40-jährigen Jubiläum des Tatort, wurde die erste Folge ausgestrahlt.
Quelle: Wikipedia