Hildegard Knef (* 28. Dezember 1925 in Ulm als Hildegard Frieda Albertine Knef; † 1. Februar 2002 in Berlin) war eine deutsche Schauspielerin, Chansonsängerin und Autorin. Von 1948 bis ca. 1968 nannte sie sich außerhalb des deutschsprachigen Raumes Hildegarde Neff.
Hildegard Knef wurde am 28. Dezember 1925 als Tochter des flämischstämmigen Tabakkaufmannes und Prokuristen Hans Theodor Knef und seiner Gattin Frieda Auguste, geb. Gröhn, in Ulm geboren. 1926 starb der Vater an Syphilis und die Mutter zog mit ihrer Tochter nach Berlin, wo Hildegard das Rückert-Lyzeum im damaligen Bezirk Berlin-Schöneberg besuchte. 1933 heiratete ihre Mutter den Schuhmachermeister und Lederfabrikanten Wilhelm Wulfestieg; aus der Ehe ging Knefs Halbbruder, der Jazzmusiker Heinz Wulfestieg (1936–1977), hervor. Seinen tragischen Tod verarbeitete sie 1982 in ihrem Buch So nicht. Er starb im August 1977 41-jährig in Berlin an Hodenkrebs bzw. an den Folgen eines kurz zuvor auf ihn verübten Mordanschlags.
Hildegard Knef war dreimal verheiratet: Von 1947 bis 1952 mit Kurt Hirsch, einem US-Amerikaner deutsch-jüdischer Herkunft. In Hollywood arbeitete er als Agent für Schauspieler, konnte aber nicht verhindern, dass die Vertragsfirma seiner Frau jahrelang keine Rollen gab; von 1962 bis 1976 mit dem britischen Schauspieler David Cameron, der auf einer Tournee durch Deutschland in dem Stück „Nicht von gestern (Born Yesterday)“ auch gemeinsam mit ihr auftrat. Er ist der Vater ihrer Tochter Christina Antonia (* 16. Mai 1968, genannt „Tinta“) und von 1977 bis zu ihrem Tod im Jahre 2002 mit dem aus einem alten österreichisch-ungarischen Adelsgeschlecht stammenden Paul Rudolf Freiherr von Schell zu Bauschlott (* 28. November 1940, kurz: Paul von Schell).
Im Alter von 15 Jahren verließ sie mit der mittleren Reife die Schule und begann eine Ausbildung als Zeichnerin in der Trickfilmabteilung der UFA-Filmstudios in Berlin-Mitte. 1943 wurde UFA-Filmchef Wolfgang Liebeneiner auf sie aufmerksam, und sie erhielt eine Ausbildung zur Schauspielerin. Ihre Schauspiellehrer waren Karl Meichsner und die damalige UFA-Nachwuchschefin Else Bongers, die zu ihrer Mentorin und lebenslangen Beraterin wurde. 1944 begann Knef eine Affäre mit dem „Reichsfilmdramaturgen“ Ewald von Demandowsky, der zugleich auch Produktionschef der Filmfirma Tobis war. Noch vor Ende des Krieges trat sie erstmals in Filmen auf (u. a. Unter den Brücken, 1944; Fahrt ins Glück, 1945).
1945 trat Hildegard Knef im Kabarett sowie im Theater auf und lernte den US-Kontrolloffizier Kurt Hirsch kennen, den sie am 15. Dezember 1947 heiratete. Ihre ersten Theaterrollen gab ihr Boleslaw Barlog in den Ruinen des Schlossparktheaters 1946. Wolfgang Staudte sah Knef auf der Bühne und engagierte sie für den ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1946), der sie auch international bekannt machte. Danach spielte sie weiter Theater und synchronisierte nebenbei sowjetische Filme für die DEFA. Für ihren Film „Film ohne Titel“ erhielt sie 1948 in Locarno den Preis als beste weibliche Darstellerin. Am 1. August 1948 war Hildegard Knef das Titelmädchen auf der ersten Ausgabe der neuen Illustrierten Stern. Sie wurde zum ersten großen deutschen Nachkriegsstar.
Aufgrund des internationalen Erfolgs des Films „Die Mörder sind unter uns“ und flankiert von einem mehrseitigen Bericht im US-Magazin „LIFE“ unterbreitete der Hollywood-Produzent David O. Selznick ihr das Angebot, in die USA zu kommen. Anfang 1948 unterschrieb sie für sein Studio einen 7-Jahres-Vertrag, der ihr zwar wöchentlich einen recht lukrativen Scheck einbrachte, aber keine Rollen. Zwischen Sprachunterricht und Probeaufnahmen lernte sie in den Vereinigten Staaten Marlene Dietrich kennen. 1950 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin.
1950 kehrte sie kurz nach Deutschland zurück, um den Willi-Forst-Film Die Sünderin zu drehen. Erst durch Proteste der katholischen Kirche wurde der melodramatische Film mit einer kurzen Nacktszene Knefs und der Thematisierung der Tabus Prostitution und Freitod zu einem der größten Skandale im deutschen Nachkriegskino: mit Demonstrationszügen für und gegen die „Sünderin“, verbarrikadierten Kinos, Verbot des Films in zahlreichen deutschen und europäischen Städten, Klageverfahren bis hin zum Bundesgerichtshof. Der katholische Protest entzündete sich vor allem an der Tötung auf Verlangen, die in der Schlussszene gezeigt wurde, und die an die Euthanasiepropaganda des Dritten Reiches in dem Film „Ich klage an“ von Wolfgang Liebeneiner erinnerte. „Die Sünderin“ wurde damals allein in Deutschland von über 7 Millionen Menschen gesehen. Im Zusammenhang mit dem Erfolg des Films veröffentlichte die Knef u. a. im Oktober 1951 ihre erste Schallplatte („Ein Herz ist zu verschenken“).
Als Sünderin geächtet, „floh“ sie umgehend zurück nach Hollywood, um für die Filmfirma 20th Century Fox, bei der sie nun unter Vertrag stand, eine Reihe von Filmen zu drehen. Zwischen den Dreharbeiten in den USA, bei denen sie auch Marilyn Monroe kennenlernte und ihre Hand- und Fußabdrücke vor Hollywoods legendärem Premierenkino, dem Grauman’s Chinese Theatre, verewigte, trat sie auch in deutschen, britischen und französischen Filmproduktionen auf. 1955 debütierte sie am Broadway in dem Musical Silk Stockings (deutsche Titel: Ninotschka bzw. Seidenstrümpfe) von Cole Porter – sie ist somit die einzige Deutsche, der es bisher gelungen ist, in einer Hauptrolle am Broadway zu debütieren. 1957 verließ sie die USA, nachdem sie sich mit 20th Century Fox überworfen hatte: Die Konkurrenzfilmgesellschaft MGM hatte die Filmrechte von Silk Stockings erworben und wollte Knef für die Hauptrolle des gleichnamigen Films; doch Fox gab sie nicht frei, sondern bestand darauf, dass sie zunächst die vertraglich mit Fox vorgesehenen Filme zu drehen habe, die sich aufgrund ihrer Broadway-Verpflichtung zeitlich verschoben hatten. Knef packte daraufhin die Koffer und kehrte nach Deutschland zurück. Durch den Vertragsbruch mit Fox beendete Knef im Prinzip ihre Filmkarriere in den USA.
Den Zenit ihrer Filmkarriere hatte die Knef nach und durch ihre Rückkehr aus Hollywood 1957 überschritten. In Deutschland mehr oder weniger noch und – nach einem Film-Flop („Madeleine und der Legionär“) – wieder geächtet, drehte sie in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren vornehmlich in England und Frankreich in zum Teil anspruchsvollen und auch erfolgreichen, überwiegend aber in mittelmäßigen Produktionen (z. B. „La Strada dei Giganti“). 1959 lernte sie bei Dreharbeiten in Großbritannien ihren zweiten Ehemann, den damals noch verheirateten David Cameron kennen.
In diesen Jahren trat die Knef in ihrer Rolle als Sängerin vermehrt in den Vordergrund, u. a. 1959 in der BBC-Fernsehshow „The Hildegarde Neff Show“. Doch hatte sie bereits in ihren frühen Filmen wiederholt gesungen, z. B. in dem Film „Alraune“ (mit Hollywood-Legende Erich von Stroheim), in dem Melodram „Illusion in Moll“ (mit Hardy Krüger) oder in dem Hemingway-Drama „Schnee am Kilimandscharo“, in dessen Originalfassung sie zwei Lieder von Cole Porter gesungen hatte. Der war von ihrer Interpretation so angetan, dass er sie als Hauptdarstellerin für seine Produktion „Silk Stockings“ engagierte. Als Ninotschka feierte sie von 1954 bis 1956 am Broadway große Erfolge. Auch die Schallplatte verkaufte sich in den USA sehr gut. 1957 nahm sie dann eine EP mit mehreren Liedern in England und später auch Jazz-Platten in Frankreich auf. Aufgrund der positiven Resonanz ihrer „zweiten Karriere“ im Ausland wurde man auch in Deutschland wieder auf sie aufmerksam. 1962 kam es zur ersten Schallplattenaufnahme in Deutschland seit 1952. Die Single „Er war nie ein Kavalier“ wurde zu einem Verkaufserfolg. 1963 veröffentlichte sie ihre erste LP „So oder so ist das Leben“ (Platz 8 in den deutschen Charts). Mit den Titeln „Aber schön war es doch“ (1963), „Mackie-Messer“ (1963) und „Eins und eins, das macht zwei“ (1964, geschrieben von Charly Niessen) kam sie in die Deutschen Single-Charts. Als Chansonsängerin erhielt die Knef nun auch erste Shows im deutschen Fernsehen. 1965 schrieb sie erstmals einen eigenen Liedtext („Werden Wolken alt?“). Die LP „Ich seh die Welt durch deine Augen“ mit selbst verfassten Texten wurde 1966 zu einem gewaltigen Erfolg. Im selben Jahr kam es zu ihrer ersten Konzerttournee.
Der Erfolg ihrer Platten hielt in den nächsten Jahren an. 1968 kam ihre Tochter Christina Antonia durch eine Schnittentbindung zur Welt. Sie selbst schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Im selben Jahr noch erschien ihr optimistisch-ironisches Erkennungslied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.
Ella Fitzgerald bezeichnete Hildegard Knef als die „beste Sängerin ohne Stimme“. Das rauchige Organ, die präzise, zuweilen schnoddrige, dabei aber durchwegs gefühlvolle Art des Vortrags und die von Klugheit und lakonischer Ironie geprägten eigenen Texte machten die Knef zu einer einzigartigen Erscheinung in der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik. Die Wirkung wurde noch gesteigert durch erstklassige Begleitbands wie diejenigen von Kurt Edelhagen, Hans Hammerschmid, Bert Kaempfert und Gert Wilden.
1970 veröffentlichte die Knef ihr autobiografisches Werk Der geschenkte Gaul, an dem sie Jahre gearbeitet hatte und das auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller landete. Das Buch wurde in 17 Sprachen übersetzt und zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors seit 1945. 1970 bzw. 1971 erschienen ihr Album Knef (u. a. „Ich brauch Tapetenwechsel“) und Worum geht’s hier eigentlich?, überwiegend vertont von Les Humphries, die zu ihren künstlerisch besten Alben gehören, jedoch aufgrund der sehr beat- und pop-beeinflussten und wenig chanson-typischen musikalischen Umsetzung kommerziell wenig erfolgreich waren. 1975 kam von ihr Das Urteil heraus, ein Buch über die Krankheit Krebs, an der sie selbst erkrankt war (Brustkrebs) und das infolge seiner Direktheit zu großen Diskussionen Anlass gab. 1976 stand das Buch u. a. an zweiter Stelle der US-Bestsellerliste. Im selben Jahr wurde sie nach 14 Ehejahren von David Cameron geschieden.
Ab 1977 verkauften sich ihre Platten nur mehr schleppend. Sie heiratete in dritter Ehe den 15 Jahre jüngeren Paul von Schell, einen ungarisch-amerikanischen Adligen. Nachdem Knef seit ihrer Krebserkrankung in den folgenden Jahren die Schlagzeilen dominierte und sich um 1980 eine regelrechte Schlacht mit der Boulevard-Presse lieferte, „flüchtete“ sie 1982 mit ihrem Mann und ihrer Tochter von Berlin nach Los Angeles. Nach dem Presserummel (Krankheit, Scheidungskrieg, Face-Lifting, Welttournee) war Knef für die nächsten Jahre im deutschsprachigen Raum abgeschrieben. Verwundert wurde noch zur Kenntnis genommen, dass ihr die Presse in L.A. Schlagzeilen und mehrseitige Berichte widmete: „Hildegarde Neff back to Hollywood“. Allerdings konnte sie in den Folgejahren abgesehen von wenigen amerikanischen Produktionen in Hollywood nicht mehr richtig Fuß fassen.
1987 feierte sie ein erfolgreiches Comeback als „Fräulein Schneider“ in John Kanders und Fred Ebbs Musical Cabaret im Berliner Theater des Westens unter der Regie von Helmut Baumann, mit u. a. Helen Schneider, Wolfgang Reichmann und Utz Richter an ihrer Seite. 1989 zog sie von den USA wieder nach Deutschland und war hoch verschuldet.
1992 veröffentlichte sie ihre erste Single seit fünf Jahren, eine Neuinterpretation von „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ mit der Rockband Extrabreit. Zugleich erhielt Hildegard Knef zahlreiche Ehrungen sowie Anerkennung für ihr Lebenswerk, spielte kleine Nebenrollen im Fernsehen und wurde als legendärer Film- und Chansonstar von Fernsehshow zu Fernsehshow und Talkshow zu Talkshow gereicht. 1999 erschien „17 Millimeter“ produziert von Till Brönner, ihre erste LP seit 1980 und ihre letzte überhaupt. Sie war ein Achtungserfolg und konnte sich in den Charts platzieren, etwas das ihr seit 1969 nicht mehr gelungen war.
Die letzten Jahre waren von Krankheiten überschattet. Nach einem monatelangen Krankenhausaufenthalt in Folge eines Lungenkollapses erhielt sie am 27. Juni 2001 wieder die deutsche Staatsangehörigkeit.
Zwei Wochen nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt in der Johannes-B.-Kerner-Show starb Hildegard Knef in der Nacht auf den 1. Februar 2002 gegen 2 Uhr im Alter von 76 Jahren an einer akuten Lungenentzündung. Diese war die Folge eines Lungenemphysems, unter dem die einstige Kettenraucherin seit vielen Jahren gelitten hatte. Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder wandten sich mit Kondolenzschreiben an den Witwer.
Sieben Tage später, am 7. Februar 2002, fand die Trauerfeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die Beisetzung auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in einem Ehrengrab der Stadt Berlin statt.
Quelle: Wikipedia
Hildegard Knef auf filmportal.de