Edgar Reitz (* 1. November 1932 in Morbach, Hunsrück) ist ein deutscher Autor und Filmregisseur und Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
Sein Vater Robert Reitz war ein Uhrmacher, dessen Geschäft in Morbach Reitz‘ Bruder Guido später übernahm. Schon während seiner Schulzeit am nachmaligen Herzog-Johann-Gymnasium in Simmern begann Reitz, angeleitet durch seinen Deutschlehrer Karl Windhäuser, mit dem Schauspiel und der Inszenierung von Theaterstücken. Er studierte nach dem Abitur 1952 Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in München. Erste Erfahrungen mit dem Medium Film machte er dagegen nicht theoretisch, sondern als Kamera-, Schnitt- und Produktionsassistent ab 1953. Gemeinsam mit Alexander Kluge gründete er 1963 das mit der Hochschule für Gestaltung Ulm verbundene Institut für Filmgestaltung. Dort lehrte er Regie und Kameratheorie bis zur Schließung der HfG 1968. Reitz beteiligte sich mit der Gruppe um Kluge am Oberhausener Manifest von 1962 auf den dortigen Kurzfilmtagen. Die versammelten Jungfilmer forderten damit nicht weniger als ein neues Kino: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Das Motto „Papas Kino ist tot“ war der Titel jener Pressekonferenz. Fortan wird auch in Deutschland das Konzept des Autorenfilms populär, der in den Folgejahren wesentlich durch Edgar Reitz mitgeprägt wird.
Eine seiner ersten Auszeichnungen erhielt Reitz 1967 für seinen Spielfilm Mahlzeiten auf dem Festival in Venedig, wo dieser als das beste Erstlingswerk prämiert wurde. 1971 gründete er in München die Edgar Reitz Filmproduktion (ERF). Die universitäre Zusammenarbeit mit Kluge setzte Reitz nun auch mit gemeinsamen Autorenfilmen fort, darunter die fiktive Dokumentation von 1974: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod. Der aufwendig produzierte Film Der Schneider von Ulm (1978), der den sozialen Absturz des Ulmer Flugpioniers Berblinger nacherzählt, wurde auch zur finanziellen Bruchlandung für Reitz. In dieser Krise entstand die Idee für ein Filmprojekt über seine Heimat, den Hunsrück. Was sich anfangs noch wie ein Selbstfindungsversuch ausnahm, weitete sich schließlich mit Heimat zu einer sehr erfolgreichen Trilogie aus, die mit Kritikerlob, Zuschauerbegeisterung und Preisen überhäuft wurde. Reitz gelang mit diesem Langzeit- und Monumentalprojekt eine ganz neue Sichtweise, nämlich eine poetische wie realistische Annäherung an die deutsche Vergangenheit, wie sie sich in der Provinz abgespielt haben könnte.
In den 1970/80er Jahren publizierte Reitz zahlreiche Bücher und Artikel über Filmtheorie und -ästhetik, darüber hinaus auch Erzählungen, Essays, Lyrik und literarische Fassungen seiner Filme. 1995 begründete Edgar Reitz erneut ein Filminstitut mit, diesmal das „Europäische Institut des Kinofilms (EIKK)“ in Karlsruhe und wurde im selben Jahr auch zum Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe berufen. Später übernahm er den Vorsitz des Beirates des EIKK, in dem Kollegen vertreten waren wie Theo Angelopoulos, Alain Tanner, Jean-Luc Godard, István Szabó. 2005 zog sich sein langjähriger Freund und Teilhaber Robert Busch aus der Firma Edgar Reitz Filmproduktion (ERF) zurück. Seither betreibt Reitz mit seinem Sohn, Christian Reitz, die Firma Reitz & Reitz Medien GbR mit Sitz im München. Sein bisher letztes fertiggestelltes Projekt ist „Ortswechsel“, ein Stummfilm mit Live-Orchesterbegleitung. Der Film wurde am 20. Oktober 2007 bei den Musiktagen in Donaueschingen uraufgeführt. In 2009 erschien eine digitalisierte Fassung seiner früheren Werke als DVD-Ausgabe („Edgar Reitz – Frühwerk“).
Edgar Reitz ist in dritter Ehe mit der Sängerin und Schauspielerin Salome Kammer verheiratet und lebt im Münchener Stadtteil Schwabing, am Rand des Englischen Gartens.
Quelle: Wikipedia
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